Angst vor Fehlern

Kennst du das: Du packst etwas nicht an, weil du Angst davor hast, es könnte ein Fehler sein?

Alles für die Katz‘

Wir haben seit ein paar Tagen eine Babykatze. Und irgendwie wurde ich wieder komisch. Habe genau nachgelesen, was und wie viel sie essen sollte, worauf man achten muss und wann eine Katze keine so gute Idee ist. Habe meinen Mann argwöhnisch angeschaut, als er nicht das Bio-Premium-Futter besorgt hat, das mir in einem Blog empfohlen wurde. Schließlich ist unser kleiner Kater ja ein Lebewesen, für das wir Verantwortung tragen. Also nur das Beste für ein langes, gesundes Leben ohne Diabetes und Nierenprobleme.

Dann hat er sich ein bisschen am Ohr gekratzt und ich habe mich gefragt, ob das jetzt Flöhe sind und wir zum Arzt müssen und ob es nicht völlig verantwortungslos ist, eine Katze in meinen Alltag zu quetschen und ob nicht meine Kinder oder Findus, der Kater oder die Beziehung zu unseren Nachbarn Schaden nehmen können. Ganz zu schweigen von den Allergien, die bei einem/r von uns auftreten könnten…..

Alles für die Katz'
Alles für die Katz‘

Streben nach Perfektion

Zum Glück kenne ich meine schrägen Verhaltensweisen schon von der Babyzeit meiner Kinder und dieses Mal bin ich ja nicht wieder Mutter geworden und somit sind auch die Hormone in meinem Kopf nicht so wild am tanzen und ich kann besser reflektieren. Damit komme ich nun endlich zu dem eigentlichen Punkt, weswegen ich von unserem Neuzugang berichte: Ich habe Angst davor, Fehler zu machen. Ich habe Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen, und mich außerhalb dessen zu befinden, was Gott sich für mein Leben gedacht hat. Die Dinge, die ich tue, will ich demnach wirklich gut machen. Denn es soll ja Segen fließen und mein Leben soll „Früchte tragen“ und das geht schließlich am besten, wenn es gut läuft.

Als ich also darüber grübelte und mir auffiel, dass mir das in den letzten Monaten häufiger gespiegelt wurde, ist mir ein Satz von Priska Lachmann (Diese Frau ist mir echt ein Vorbild!) eingefallen, den sie in einem Interview gesagt hat:

Einfach mal machen. Es könnte ja gut werden. (Priska Lachmann)

Und genau das ist es, was ich so gerne besser könnte: Es auf das Scheitern ankommen zu lassen. Auch den Tag, der richtig mies lief, umarmen und dennoch zu wissen: Ich bin okay so, wie ich bin.

Verletzt

Als frischgebackene Mama habe ich meiner Tochter irgendwann die Fußnägel schneiden müssen. Weil sie dabei gestrampelt hat, habe ich ihr aus Versehen in den Fuß geschnitten, sodass es geblutet hat. Ich, Judith, habe meine Tochter verletzt. Mein kleines Baby. Das Kind, für das ich eigentlich sorgen sollte. Das mir anvertraut ist.

In mir hat sich alles zusammengezogen. Das wollte ich doch nicht. Ich wollte doch etwas Gutes. Und was es noch schlimmer machte, war die Erkenntnis: Es wird nicht das letzte Mal sein. Ich werde ihr noch häufiger wehtun. Manchmal werden die Wunden direkt bluten und manchmal sind sie (wenn überhaupt) erst Jahre später sichtbar.

„Was mich manchmal traurig macht…“

Sechseinhalb Jahre später lese ich mit ihr in der Portfolio-Mappe, die sie nun – kurz vor dem Schulanfang – vom Kindergarten mit nach Hause gebracht hat. Jedes Jahr wurde darin in einem kleinen Steckbrief auch die Frage gestellt, was sie manchmal traurig macht. Und in drei von vier Steckbriefen waren es Dinge, die mit mir zusammenhingen. Ein Kloß in meinem Hals beim Vorlesen. Die Kleine kommentiert die Sätze nicht (ganz im Gegensatz zu den schönen Momenten, die Gott sei Dank, auch festgehalten wurde). Sie scheint zu spüren, dass ich zu kämpfen habe.

Ich mache Fehler. Ich verletze Menschen, die mir wichtig sind (und vermutlich auch einige andere). Manches werde ich wieder gut machen können, anderes wird Spuren hinterlassen. Es tut mir Leid. Es tut mir wirklich Leid.

Abschiedskarten mit Herz

Mein Lieblings-Versager-Vorbild

Wir lesen gerade mit dem Jugendkreis das Neue Testament und haben in den letzten Tagen das Johannes-Evangelium fertig gelesen. Ziemlich zum Schluss steht dort auch die Geschichte von Petrus, wie er seinen Freund Jesus in seinen dunkelsten Stunden nicht unterstützt, sogar verleugnet, ihn zu kennen. Und dann, nach Jesu Auferstehung ist Jesus auf einmal mitten in seinem Alltag. Er gibt ihm zu Essen, fragt dann nach:

„15(…)»Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als irgendein anderer hier?« Er antwortete ihm: »Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.« Da sagte Jesus zu ihm: »Führe meine Lämmer zur Weide!«

16Dann fragte er ihn ein zweites Mal: »Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?« Petrus antwortete: »Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe!« Da sagte Jesus zu ihm: »Hüte meine Schafe!«

17Zum dritten Mal fragte er ihn: »Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb?« Da wurde Petrus traurig, weil er ihn zum dritten Mal gefragt hatte: »Hast du mich lieb?« Er sagte zu Jesus: »Herr, du weißt alles! Du weißt, dass ich dich lieb habe!« Da sagte Jesus zu ihm: »Führe meine Schafe zur Weide! (…)«“(Aus der Bibel, Johannes 21,15b-17, Übersetzung: BasisBibel)

Eigentlich ist es immer wieder zu lesen: Petrus ist ein ziemlicher Versager. Auf der einen Seite hat er zwar Mut und eine große Klappe, aber wenn es drauf ankommt, dann lässt er kein Fettnäpfchen aus. Die Liste mit Leuten, die er verletzt hat, ist ziemlich lang. Und ganz oben steht Jesus. Zu wissen, dass dieser Typ so ein Gespräch mit Jesus hatte und zu wissen, welche Rolle er später spielte, ermutigt mich.

Einfach mal machen

Jesus weiß doch genau, was wir für Schwächen haben. Und trotzdem gibt er einen Auftrag. Obwohl Petrus nicht erstmal fünf Jahre gebetet hat und dabei Vision-Boards oder Pro-Kontra-Listen angelegt hat, mit dem, was genau diese Berufung wohl sein würde und an welchem Ort Gott ihn gebrauchen kann. Er ist einfach losgegangen und hat das angepackt, was vor seinen Füßen lag: Zum Beispiel sich um einen Kranken kümmern, der vor dem Tempel saß. Oder dann zu erklären, warum er das getan hat. Oder die Fragen der Menschen zu beantworten…. So führte eines zum anderen. Und Gott gebrauchte das Großmaul. Gott gebrauchte den, auf den kurz vorher kein Verlass war.

Krakelee

Seine Geschichte macht mir Mut, einfach mal zu machen. Zu beten und Gemeinschaft mit Menschen zu suchen, die auch glauben und dann das zu tun, was vor meinen Füßen liegt. Dinge zu lassen, die mich krank machen. Dinge zu tun, die Heilung bringen. Nicht erst alle Wenns und Abers und Pros und Kontras und Ziele und Hinderungsgründe zu sammeln und abzuwägen. Sondern im Vertrauen auf Gott zu sagen: Ich will dir folgen, dich lieben und einfach mal machen und dann schauen wir, wo die Reise hingeht. Ich weiß, dass ich versagen werde. Ich weiß, dass ich sowohl verletzt werde, als auch verletzen werde. Aber ich weiß auch, dass Jesus genau deswegen für mich gestorben ist: Um die Risse, die ich verursache, zu Kunstwerken zu machen (Krakelee!).

Action mit Weitblick

Kein: „Pech gehabt!“

Noch zwei Sachen: Erstens: Jesus wusste, in welche Zeit ich und auch in welche Zeit meine Kinder geboren werden würden. Er hat uns ausgerüstet mit dem, was wir für unser Jetzt brauchen. Davon bin ich überzeugt.

Und zweitens: Ich dachte immer, ich müsste diesen einen Weg finden, den Gott für mein Leben erdacht hat. Und dass er enttäuscht ist, wenn ich auf dem falschen Weg bin. Das ist auch ein Grund für meine Angst, Fehler zu machen. „Was, wenn ich eine Entscheidung treffe, die mich auf einen falschen Weg führt und ich das Ziel verfehle?“ In den Geschichten, die ich in der Bibel finde, ist es aber eigentlich entweder so, dass die Leute ganz klar gesagt bekommen: „Mach XYZ!“, oder sie bekommen einen vagen Auftrag und gehen dann einen Schritt nach dem anderen.

Auf dem Weg

Und in beiden Fällen gibt es immer wieder Fehlentscheidungen, Umwege und Berge und Täler und Licht und Schatten. Aber Gott sagt niemals: „Pech gehabt, falscher Weg. Jetzt sieh zu, wie du klar kommst. Jetzt guck, wie du dich da wieder rausreitest!“, sondern er wartet am Ufer auf uns, versorgt uns mit Essen und fragt: „Liebst du mich?“ Und wenn ich flüstere: „Ja, Herr!“, dann antwortet er: „Hüte meine Lämmer.“

„Dreimal“ von Albert Frey

Die oben genannte Geschichte hat Albert Frey in ein Lied gepackt, das all das ausdrückt, wofür ich hier mehr als 1000 Wörter gebraucht habe.

Du weißt alles Herr,
Du weißt, das ich dich liebe.
Auch wenn alles fällt,
So weiß ich doch ich bliebe,
In deiner Liebe.

(Albert Frey)

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