Ich schließe die Erinnerungen ein, schließe sie weg. Waren hervorgekommen, hatten mich durcheinandergebracht.
Hatten meinen Körper zittern lassen und meine Gedanken kreisen.
Hatten mich Tage später noch schreien und traurig werden lassen.
Hatten mich überkommen, mir den Schlaf genommen.
Ich schließe dich weg, will nichts mehr von dir hören.
Gehörst zu mir, doch Teilhabe sollst du nicht kriegen. Nicht bei mir.
Weiter
„Das Ziel ist schon, diese Erinnerungen auch rauszuholen.“
„Ja, schon. Aber bitte nicht jetzt und bitte nicht zu schnell und dann auch gleich wieder einsperren, ja?!“
Will mein Leben weiterleben, wie bisher. Nein, das ja eigentlich nicht. Sonst wäre ich ja nicht hier, bei Ihnen.
Aber weiterleben schon, aber ohne schlimme Träume bitte, ja? Und bitte ohne Schreien und bitte ohne Gedankenkreisen. Bitte schön öffnen und heilen und dann aber schnell wieder weg, was schon immer weg war.
Nachfragen
Warum fragen Sie so genau nach? Warum soll ich mehr und mehr in meinen Erinnerungen kramen?
Und: Mensch, woher soll ich das denn wissen? Keine Ahnung.
„…so wird es erzählt.“
„…so habe ich es mir erzählt. Und anderen.“
Aber jetzt bitte nicht noch mehr Nachfragen. Ja, aufarbeiten, ja, aber bitte nicht zu viel und nicht zu schnell.
Ich will doch eigentlich weiterleben wie bisher. Naja, fast.
Ein bisschen anders
Vielleicht mit ein bisschen mehr Gelassenheit und ein bisschen besserem Schlaf und weniger Bauchschmerzen und etwas mehr „Nein“ sagen und vielleicht auch ohne diese Ohnmachtsgefühle.
Ja, und wenn ich recht nachdenke, dann bitte auch mit einer gesunden Selbstfürsorge und mit mehr Luft und weniger krank. Auch bitte ohne diese verrückten Ängste von Scheitern oder andere anstecken oder selbst krank sein.
Also schon irgendwie anders. Deswegen bin ich ja schließlich auch hier. Also fragen Sie ruhig. Irgendwo in mir drin muss die Erinnerung ja sein. Ich war ja dabei.
Fertig?
Aber jetzt ist es auch genug für heute. Muss noch nach Hause, muss noch funktionieren.
Wegsperren, einsperren, fest verschließen. Türe zu, Code einstellen. Nein, nicht der, den wir sonst überall benutzen. Es muss sicher sein. Nicht, dass die Türe im Alltag aufgeht oder auf der Arbeit oder so. Bitte nur hier und in den richtigen Momenten ist es auch zu Hause okay.
„Das Ganze muss aber in einem halben Jahr geschafft sein!?“, denke ich, während ich zustimmend nicke, als sie sagt, es brauche Zeit und schnell ist da nicht die beste Lösung. Stationär wollte ich ja nicht, wenn sie mich recht verstünde. „Gott, bewahre!“, denke ich und nicke weiter.
Geduld. Die fehlte mir schon letzte Woche als ich auf den Staubsaugerroboter wartete.
Rückfahrt
Auf dem Rückweg lasse ich mich berieseln von all den guten Verheißungen, die Gott für mich hat.
Wie gut, dass er diese Reise mit mir geht. Dass er all die Erinnerungen kennt, die ich so erfolgreich weggesperrt habe. Wie gut, dass er schon dort ist, wo ich am Ende ankommen werde. Und auf dem Weg dorthin. Und hier. Dass er mich in seinen Armen hält, mich aufbaut und tröstet, dass er mich hochzieht, wo ich zusammenbreche, dass er übernatürliche Kräfte schenkt, die mich meinen Alltag tatsächlich gut meistern lassen. Und mir einen sicheren Ort schenkt.
Jesaja 66,13: „Ich will euch trösten wie eine Mutter ihr Kind.“
Psalm 131,2: „Ich bin zur Ruhe gekommen, mein Herz ist zufrieden und still. Wie ein kleines Kind in den Armen seiner Mutter, so ruhig und geborgen bin ich bei dir!“
Jesaja 49,15: „Kann eine Mutter ihren Säugling vergessen? Bringt sie es übers Herz, das Neugeborene seinem Schicksal zu überlassen? Und selbst wenn sie es vergessen würde – ich vergesse dich niemals!“
Danke übrigens an dieser Stelle noch mal an Atara Worship, deren Lieder mir dabei helfen, die lauten Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen und sie bei Gott abzugeben.