Wo bin ich?

Wortschnipsel auf Holz "Are you okay?", "mental health" u.A.
Foto von Vie Studio / pexels.com

Zu Beginn gibt es heute zwei kurze Gedichte. Sie haben mir heute geholfen, anzufangen. Es ist eigentlich ganz leicht zu schreiben. (Vielleicht wäre das auch was für dich? Ein Elfchen und ein Haiku. Bei Ecosia findet man Erklärungen dazu 😉 )

Ein Elfchen

Geschrei.

So laut.

Ich schreie mit.

Ich will das nicht.

Erziehung.

Ein Haiku

Ich bin so müde.

Wie werde ich wieder wach?

Brauche den Ausgleich.

Und dann flossen die Zeilen durch meine Hände in diesen Text hinein:

Ich wüsste, Schreiben täte mir gut,

doch bin ich abends, wenn dann mal Zeit ist,

viel zu müde, viel zu voll, viel zu leer.

Dann fülle ich mein Kopf mit Bildern aus fremden Wohnungen,

Worten aus fremden Herzen und Themen, die weitere Tabs öffnen, statt die vorhandenen zu schließen.

Warum fällt es mir so schwer, das Gute zu tun? Das zu tun, von dem ich weiß, dass es meine Gedanken sortiert, mich zur Ruhe kommen lässt und mich Prioritäten sortieren lässt?

Wie die Lage gerade bei mir ist

In den letzten Wochen lief es eigentlich toll. Da gäbe es viel zu berichten: Zum Beispiel von Gottesdiensten mit kleinen Kindern – darüber, wie wertvoll sie sind.

Oder ein Open-Air-Gottesdienst für junge und junggebliebene Menschen, indem es um all das ging, was der Heilige Geist bewirken kann.

Es gab eine Kooperationsveranstaltung, bei der ich unglaublich viel lernen durfte, gemeinsam mit der AG Allergiekrankes Kind (AAK.de).  Auch, wenn manches hätte anders laufen können, so war am Ende doch klar, dass Personen dadurch geholfen werden konnte, ganz praktisch.

Trotzdem bin ich müde und gereizt. Vielleicht ist Mamasein an manchen Tagen auch einfach nur anstrengend. Anders als im letzten Jahr (wenn du das nicht gelesen hast, interessieren dich vielleicht meine Geschichten vom Scheitern), bin ich nun aber an einem Punkt, an dem ich das Gefühl habe, dass mein Leben in die richtige Richtung läuft. Ich merke auch, dass ich wieder offener werde für die Probleme der Menschen um mich herum. Plötzlich erzählen Bekannte mir von Nöten und Sorgen, von Zerbruch und Fragen.

Wo bist du?

Und immer, wenn mir dabei der Gedanke kommt, dass das doch unfair ist, dass Menschen erleben, wie Babys sterben oder Personen kaum mehr Kraft haben, um die kranke Mutter weiter zu pflegen, es aber gerade keine andere Lösung gibt, oder Personen trotz unglaublichem Einsatzes für Gott immer wieder Hindernisse und Rückschläge in ihrem Dienst erleben müssen… dann fällt mir immer wieder das Gedicht von Marco Michalzik ein „Wo du bist“.

Vielleicht bin ich gerade da, um mit dieser Person mitzufühlen, zuzuhören. Vielleicht ist das schon etwas.

Und ich denke an die alten Worte aus Jesaja 43,1b-2 in denen es nicht darum geht, dass wir vor allem Übel bewahrt werden, aber darum, dass Gott mit uns hindurchgeht:

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich befreit.

Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir.

Wenn du durch Wasserfluten gehst, bin ich bei dir.

Reißende Ströme spülen dich nicht fort.

Wenn du durchs Feuer gehst, verbrennst du nicht.

Die Flammen können dir nichts anhaben.

Ich will diese Zeilen niemandem an den Kopf werfen, der gerade durch Wasserfluten geht. Aber ich will eine Frau sein, die mit ihrem Leben und ihrer Art zeigt: „Ja, da sind reißende Ströme, aber du bist nicht allein. Und wenn du gerade nicht merkst, dass Gott mit dir hindurchgeht, dann lass mich zumindest diesen einen Augenblick bei dir stehen.“

Versagt.

Und ich weiß, dass ich das nicht an solchen Tagen schaffe, an denen ich schreie und an denen mir der Ausgleich fehlt. Das schaffe ich ja noch nicht einmal, wenn meine eigenen Kinder mir von ihrer Not erzählen, die gerade vielleicht nur in einer kleinen Wunde oder schrecklichem Hungergefühl besteht, aber in ihrer Wahrnehmung alles ist, was gerade zählt. Da bin ich ganz und gar nicht diese Frau.

Da wären wir wieder am Anfang dieses Textes. So schließt sich der Kreis: Ich kann anderen nichts geben, wenn ich selbst leer bin. Also entschließe ich mich, mir diese Momente des Ausgleichs zu nehmen. Um dann auch meinen Nächsten sehen zu können.

Was ist dein Ausgleich? Wobei kommst du zur Ruhe? Wo und wie tankst du auf? Ich würde mich freuen, es zu erfahren.

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