Ich sitze hier im Wintergarten, inmitten von tausend kleinen Lichtern, umhüllt von den Klaviertönen von Fynn Kliemanns neuem Album und einer Tasse Tee neben der Tastatur. Die letzten Wochen waren voller Termine. Da waren die Geburtstage unserer zwei Kinder und natürlich Weihnachten und Silvester. Ich liebe diese vollen Tage, die vielen Begegnungen, die Gespräche, die Geschenke, das gemeinsame Essen, dass alles im Event-Modus ist und es nur kurze Zwischenzeiten gibt, in denen wieder alles aufgeräumt wird und der nächste Tag vorbereitet wird.
Dieses Jahr kam eine langwierige Magen-Darm-Infekt-Geschichte bei den beiden Kleinen dazu. Das hat neben etlichen Zusatz-Maschinen Wäsche und durchwachten Nächten natürlich auch dafür gesorgt, dass meine Kraftreserven Stück für Stück für Stück immer kleiner wurden. In diesem Zwiespalt lebe ich. Zwischen dem Hunger nach guten Gesprächen und Erlebnissen und dem Bedürfnis, für mich zu sein, Klaviermusik zu hören und zu schreiben. Zwischen dem Wunsch, meinen Kindern all die schönen Dinge dieser Welt zu zeigen und dem Gefühl, dass es Zeit ist, einfach Hafer-Kakao zu trinken, auf dem Boden zu sitzen, Häuser und Zugstrecken zu bauen und die Tage verstreichen zu lassen.
Ich habe davon geschrieben, dass ich die Lichtblicke und Sonnenstrahlen in diesem Winter sammeln wollte (den Beitrag dazu findest du hier). Das habe ich auch während all dieser Tage gemacht. Hier schreibe ich sie für euch auf und nehme euch mit zu ein paar besonderen Erlebnissen…. Als kleines Gerüst leihe ich mir Veronika Smoors Liste aus ihrem Blog (veronikasmoor.com). Er ist übrigens eine große Empfehlung. Sie ist mir ein Vorbild.
Bekommen
Ich bekomme gerade ein paar ganz liebe Rückmeldungen zu diesem Blog. Es würde mir sehr helfen, dran zu bleiben, wenn ihr hin und wieder mal sagt, was gut wäre/was zu verbessern wäre und was euch vielleicht sogar inspiriert oder ermutigt hat.
Denken
Wie wäre es, mehr über die guten Dinge nachzudenken, als über die schlechten? Deswegen habe ich angefangen, das Radio beim Autofahren auszuschalten, wenn es mal wieder um Corona-Probleme geht. Nachrichten lese ich momentan auch weniger. Stattdessen will ich mehr über Dinge nachdenken, die länger gültig sind, als die aktuellsten Einschätzungen über die neueste Virusvariante.
Kochen
Wisst ihr was? Ich bin keine gute Köchin. Manche Gerichte habe ich geübt und die schmecken auch. Alles andere: Mal so, mal so. Aber in letzter Zeit bin ich froh über TK-Gemüse-Mischungen und Süßkartoffel-Curry-Suppe aus dem Glas und darüber, wenn mein Mann kocht.
Trinken
Hafer-Kakao, Tee und Wasser. Eine Tasse Glühwein war auch dabei. In mir tobte nämlich der Zwiespalt: Wegschütten oder selber trinken. Sonst gibt’s bei mir kein Alkohol. Besonders gut war’s nicht. Vielleicht tische ich meinen Gästen nächstes Mal was anderes auf. Mal sehn. 😉
Lesen
„Double the Blessing“ von Jana Highholder fürs schnelle zwischendrin lesen und „Der Bullerbü-Komplex und die Kunst, es gut sein zu lassen“ von Lars Mandelkow. Beides zu empfehlen, das zweite ganz besonders allen Mamas, denen es geht wie mir.
Machen
Veränderungen in der Jugendarbeit meines Dienstortes anpacken. Vielleicht habe ich da bald noch mehr zu erzählen.
Erinnern
An den Geburtstagen der Kinder erinnere ich mich gerne zurück. Wir haben es wirklich gut.
Sehen
Highlights der letzten Wochen: Die Ausstrahlung des Live-Events „Weihnachten neu erleben“ (hier) und der Netflix-Film: Don’t Look Up.
Finden
Dieses Jahr lese ich das NT mit ein paar Jugendlichen zusammen. Dabei haben wir schon ein paar Perlen gefunden. Die Youversion-Bibel-App macht’s möglich.
Hören
Diese Woche höre ich (wie gesagt) das neue Album „Nur“ von Fynn Kliemann (die Piano-Seite), die neuen Folgen folgender Podcasts: Deutschland 3000 und Hotel Matze.
Wünschen
Über Wünsche habe ich Ende des Jahres nachgedacht. Da hatte ich eine Bibelstelle gelesen, bei der jemand meiner Meinung nach völlig zu Unrecht Hilfe von Gott bekommen hat. Er hatte sich auf Gottes Verheißungen berufen und deswegen hat Gott ihm geholfen. Dabei waren er und das ganze Volk vorher nicht auf dem richtigen Weg gewesen. Mir hat diese Geschichte gezeigt, dass auch wir Gott an den Verheißungen festnageln können. Selbst dann, wenn wir vorher auf der falschen Fährte waren. Gott ist treu, auch wenn wir untreu sind. Zu dieser merkwürdigen Geschichte ist auch ein Blogbeitrag in Planung. Seid gespannt! 😉
Genießen
Letzten Sonntag waren wir in Bienenstichhausen. Das ist ein Garten mitten im Wald. Herr Schulz hat dort alles wunderschön hergerichtet, hat Plätze zum Ausruhen und Staunen, zum Lernen und Nachdenken angelegt. Es war so sonnig, dass wir direkt nach dem Mittagessen mit den Fahrrädern losgedüst sind. Ein platter Reifen unterwegs konnte uns nicht aufhalten. In Bienenstichhausen angekommen, wurde geklettert, gestaunt, begutachtet, gerätselt und nachgedacht. Vor allem darüber:
Anerkennen
Ich brauche Pausen. Das ist ok. Und: Es hat keinen Sinn, zu planen, als gäbe es nichts, was dazwischen kommt. Es kommt jede Menge dazwischen, nicht erst seit Corona. Und das ist auch okay.
Essen
…ist für mich ein schwieriges Thema: Durch meine Allergien bin ich sehr empfindlich und checke doppelt und dreifach ab, ob auch alles passt. Heute habe ich in der Bibel in Matthäus 5 gelesen, dass wir uns keine Sorgen ums Essen machen sollen. Ob er dabei auch an sowas gedacht hat? Auf jeden Fall hatte ich das Gefühl, dass ich (gerade in Bezug auf das Essen unserer gesunden Kinder) keine Wissenschaft daraus machen sollte. Falls mein Mann das lesen sollte (ziemlich unwahrscheinlich): Schatz, erinner‘ mich daran, wenn ich das nächste Mal Essens-Polizei spiele ;).
Fertigstellen
Da gäbe es eine Menge zu tun… Zum Beispiel die unsortierte Wäsche im Schlafzimmer oder der tolle Schaffell-Teppich. Der sah am ersten Tag super aus (hier sieht man ihn), aber meine Oma hat schon da gesagt: „Judith, du musst die Wolle noch mit Garn umwickeln, damit der Teppich nicht fusselt und nachher alles zerrupft ist.“ „Aaaaach, das geht schon. Wir legen ihn ja nicht dahin, wo die Kinder spielen.“ Aber als die Wohnung täglich voller Wollfäden war, ist der Teppich in die Ecke gewandert mit dem guten Vorsatz, die einzelnen Stränge mit Garn zu umwickeln. Tja, Oma, beim nächsten Mal frage ich dich vor dem nächsten Projekt. Der Teppich wartet derweil geduldig auf mich.
Lieben
Ich will die lieben, die anders denken, als ich. Ich will versuchen, zu verstehen, Hinter- und Beweggründe erforschen und daran glauben, dass wir es gut miteinander meinen (können). Ich wünsche mir Verantwortliche, die nicht in schwarz und weiß denken, sondern deren Herzen groß genug ist, dass dort unterschiedliche Meinungen Platz haben. Ich glaube, so eine Welt ist möglich. Ich würde sie lieben und will meinen Teil dazu beitragen.
Kaufen
Was wir kaufen? Viel zu viel. Momentan sind es Dinge, die uns helfen sollen, Ordnung zu halten. Zum Beispiel ein Schuhschrank, in dem endlich Platz für die Schuhe von fünf Personen ist. Gleichzeitig weiß ich, dass ich damit mit verantwortlich bin für weitere Klimaschäden usw. Noch ein Zwiespalt.
Anschauen
Momentan schauen wir uns ausführlich die neuen Bücher an, die wir als Familie zu Weihnachten geschenkt bekommen haben. Die sind ganz unterschiedlich. Vielleicht stelle ich euch ein paar meiner Lieblings-Bilderbücher mal in einem gesonderten Beitrag vor. Habe ich eigentlich schon mal gesagt, wie gerne ich Bücher mag? 😀
Hoffen
Ich hoffe darauf, dass das Christival im Mai wie geplant stattfinden kann. Da wollen wir mit vielen Leuten aus der Region hinfahren und ich hoffe auf viele gute und neue Impulse, auf Zeit mit Gott, neue Gedanken, gute Gemeinschaft über die eigene Blase hinaus. Und außerdem natürlich auf einen frühen Frühling, Sonnenstrahlen, gutes Zeitmanagement und schöne Momente mit Mann, Kindern, Freunden und ganz für mich. Darüber hinaus sind da noch die Hoffnung, dass ich Menschen ermutigen kann, Gott in ihren Alltag einzubeziehen, ihm mehr und mehr zu vertrauen und ihm Stück für Stück die Kontrolle abzugeben.
Tragen
…war eins der ersten 100 Wörter unseres Sohnes. Er nutzt es häufig. Und nicht, weil er etwas tragen will – ihr versteht?!
Bemerken
Das ist mein erster Beitrag, der speziell und nur für diesen Blog geschrieben wurde. Pssst, alles andere habe ich schonmal irgendwann irgendwem erzählt ;).
Glauben
Ich glaube daran, dass Gott Größeres mit mir, mit dir, mit uns vor hat, als ein 0-8-15-Leben. Wir können einen Unterschied machen. Du bist kein Zufall und auch deine Stärken und Schwächen sind kein Zufall. Gott hat einen Platz für uns. Schreib mir doch mal eine Mail, wenn dir da was auf dem Herzen liegt (hier).
Warten
Gerade nicht. Der Alltag ist gerade so voll wie mein morgendlicher Hafer-Kakao und den genieße ich.
Fühlen
Zwischen Himmelhochjauchzend und betrübt. Gesundheit und Kranksein, Kuscheln und alleine sein wollen. Zwischen alles-unter-Kontrolle-haben und Kinder anschreien wegen Übermüdung. Es ist alles da und manchmal wechselt es innerhalb von Minuten. Wer kennt das auch? Schreibt’s doch mal in die Kommentare!
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