Wenn Gott schweigt

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Kennst du das? In Predigten, Andachten, Bibelarbeiten geht es immer wieder darum, dass wir in Verbindung zu Gott bleiben sollen. Und das versuche ich auch. Aber irgendwie klappt das nicht immer so gut, es gibt ja auch so viele Dinge, die einen ablenken:

  • das Smartphone, das aufblinkt, weil gerade die fünfhundertste Gruppennachricht eingetroffen ist, in der es doch nur darum geht, wer jetzt heute Abend alles kommt und wer nicht;
  • das Kind, das im Flur rum brüllt;
  • auf einmal muss man ganz dringend auf Toilette….

Du kennst das bestimmt auch.

So, aber wenn man sich dann mal hingesetzt hat und sich dann wirklich Zeit nehmen will zum Beten, dann ist es doch tatsächlich häufig so: Es kommt einfach keine Antwort. Zumindest höre ich nichts. Und dann fragt man sich doch: Warum bete ich eigentlich? Warum um alles in der Welt nehme ich mir dann Zeit, wenn ich Gott nicht höre….

Wenn Gott schweigt

Tobias Teichen vom ICF München hat einen ziemlich treffenden Vergleich: Er vergleicht das Beten mit dem Reden mit Walkie Talkies. Kennst du das? Es sind Funkgeräte. In unserer Kindheit war es richtig cool, so ein Set zu haben und sich über eine größere Distanz zu unterhalten. Um gehört zu werden, muss man immer auf einen Knopf drücken, solange man redet. In dieser Zeit hört man aber nichts von seinem Gegenüber. Erst, wenn man wieder loslässt, kann man hören, was er/sie am anderen Gerät sagt. Ich finde, dieser Vergleich macht Mut.

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Aber manchmal versuche ich ja tatsächlich zu hören. Aber trotzdem habe ich das Gefühl, die Gebete bleiben an der Zimmerdecke kleben. Im Sozialpädagogik-Studium haben wir gelernt: Jeder Mensch hat einen anderen Blick auf die Wirklichkeit. Man bastelt sich aus seinen Vorerfahrungen und seinem Vorwissen quasi seine eigene Wirklichkeit zusammen. Aber diese Wirklichkeit muss nicht unbedingt der Realität entsprechen. Wir haben als Christen aber einen entscheidenden Vorteil: Wir können bei dem Rat holen, der uns erschaffen hat, dem einzigen, der wirklich alles mitkriegt und den Masterplan hat. Und eigentlich wissen wir es ja alle: Gefühl und Wirklichkeit sind zwei unterschiedliche Dinge! Du kannst entweder auf das vertrauen, was du siehst und was du fühlst, oder aber auf die Verheißung und die Versprechen Gottes, dass er dich niemals alleine lässt, dass er dich trägt und es gut mit dir meint. Das, was wir fühlen, entspricht nicht immer der Realität.

Was wir tun können

Wenn ich das Gefühl habe, Gott würde schweigen, dann habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, eine oder mehrere der folgenden Punkte zu tun. Vielleicht geht es dir ja ähnlich?

1. Bibel lesen!

In der Bibel zu lesen, erinnert mich daran, dass Gott uns wundervolle Zusagen gegeben hat, die uns Mut machen, ganz auf Gott und seine Güte zu vertrauen. Welche Verheißungen aus der Bibel kennst du? Wenn du Zeit hast: Schnapp dir doch mal deine Bibel (-App) und lies mal:

Was bringt es mir, wenn ich in Zeiten, in denen ich das Gefühl haben, dass Gott nicht antwortet, in der Bibel lese? In der Bibel stehen nicht nur Verheißungen, sondern auch viele Geschichten aus dem Leben, die zeigen, wie Menschen früher mit Gott durch dick und dünn gegangen sind. Wir lesen von Menschen, die gebetet haben und deren Gebete sofort in Erfüllung gegangen sind. Wir lesen aber auch von Menschen, die das Gefühl hatten, dass ihre Gebete nicht bei Gott ankommen. So bin ich eingebettet in die Erfahrungen früherer Generationen und ich erfahre, wie Gott ist.

2. Überlegen, was gerade gut ist und Gott dafür: „Danke“ sagen.

Was bringt es, Gott zu loben, wenn einem eigentlich „nicht danach ist“?

Für die Bibel-Cracks: Wenn du möchtest, kannst du auch hier noch mal nachlesen und mal überlegen: In welchen Situationen wird Gott hier gelobt? Was bewirkt der Lobpreis in diesen Situationen? (2. Mose 15,1-21; 2. Samuel 22; Psalm 7)

Wann lobst du Gott? Hast du Gott schon mal in einer schwierigen Zeit gelobt? Was hat das bewirkt?

Dazu passt dieses Lied:

(Kleiner Einschub an dieser Stelle: Die Hillsong-Church hat in der Vergangenheit ganz schön viel Mist gebaut, aber einige Lieder sind dennoch ein Schatz.)

Was Lobpreis bewirken kann:

  • Dein Blickwinkel könnte sich verändern.
  • Deine Perspektive könnte gerade gerückt werden.
  • Gott könnte dir Worte ins Herz legen, die dich berühren, trösten, herausfordern.
  • Gott wird geehrt
  • Lieder gehen ins Ohr und bleiben im Kopf - Gott spricht durch Liedzeilen in Situationen hinein

Ich habe eine Freundin, der ich häufig Lieder schicke, wenn ich bei Liedern an sie denke oder wenn mir beim Beten für sie Lieder einfallen. Letztens ging es ihr richtig dreckig und sie musste eine Weile von einem Termin im Auto fahren. Sie wollte eine bestimmte Playlist hören, aber es ging nur ein einziges Lied an, das sie sonst nicht wirklich hört. Sie hörte dann dieses Lied und es traf genau in ihr Herz. Es war, als ob Gott zu ihr sprechen würde und ihr auf diese Weise Mut und Hoffnung zusprechen wollte.

3. Warten lernen

In welcher Situation hattest du das Gefühl, dass Gott doch jetzt endlich mal handeln müsste?

Die Freundin, von der ich oben schon erzählt habe, hat mir mal eine Karte geschenkt, auf der ein schöner Spruch stand:

Lerne warten,

denn entweder ändern sich die Dinge

oder dein Herz.

(Johann Michael Sailer)

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Manchmal ist es einfach so, dass wir die Situation noch ein Weilchen aushalten sollen. Aber auch dann können wir wissen, dass es Gott gut mit uns meint. Die Verheißung, dass Gott unsere Gebete erhört und antwortet bedeutet nicht, dass die Antwort immer ja ist. Sie kann auch „warte“ oder „nein“ heißen. So, wie bei David zum Beispiel. Er betete dafür, dass sein Sohn nicht sterben müsste, aber Gottes Antwort war „nein“. Oder Paulus, er hatte immer wieder schlimme Magenkrämpfe (warum ich das so interpretiere, könnt ihr hier nachlesen) oder so etwas Ähnliches. Er schreibt dazu folgendes:

Gerade deshalb nämlich – um zu verhindern, dass ich mir etwas darauf einbilde – ist mir ein Leiden auferlegt worden, bei dem mein Körper wie von einem Stachel durchbohrt wird: Einem Engel des Satans wurde erlaubt, mich mit Fäusten zu schlagen, damit ich vor Überheblichkeit bewahrt bleibe. 8 Dreimal habe ich deswegen zum Herrn gebetet ´und ihn angefleht, der Satansengel` möge von mir ablassen. 9 Doch der Herr hat zu mir gesagt: »Meine Gnade ist alles, was du brauchst, denn meine Kraft kommt gerade in der Schwachheit zur vollen Auswirkung.« Daher will ich nun mit größter Freude und mehr als alles andere meine Schwachheiten rühmen, weil dann die Kraft von Christus in mir wohnt. 10 Ja, ich kann es von ganzem Herzen akzeptieren, dass ich wegen Christus15 mit Schwachheiten leben und Misshandlungen, Nöte, Verfolgungen und Bedrängnisse ertragen muss. Denn gerade dann, wenn ich schwach bin, bin ich stark. (2.Kor 12,7-10)

4. Offen für Planänderungen sein

Häufig ist ein Grund dafür, dass ich das Gefühl habe, Gott würde schweigen, dass ich in meinem Kopf schon eine ziemlich genaue Vorstellung davon habe, wie Gott mein Problem beheben soll. Ich bin da in guter Gesellschaft mit Menschen aus der Bibel:

So war es zum Beispiel bei Naaman. Seine Geschichte steht in 2.Könige 5. Er war ein Kriegsheld aus Syrien mit besten Beziehungen zum König. Er litt an einem schlimmen Aussatz. Ein israelitisches Mädchen, das als Sklavin bei ihm arbeitete, erzählte eines Tages, dass es in ihrem Land einen Propheten geben würde, der Menschen von solch einem Aussatz heilen würde. Also redete Naaman mit dem syrischen König und bekam einen Brief für den israelitischen König mit, in dem die Sache erklärt war und der König den israelitischen König bat, Naaman zu helfen. Der wollte erst nicht, aber dann hörte der Prophet Elisa von dem Kriegsheld aus Syrien mit Aussatz.

10 Elisa ließ ihm durch einen Diener ausrichten: »Geh und wasche dich sieben Mal im Jordan. Dann wird deine Haut wieder gesund und du wirst geheilt sein.«

11 Da ging Naaman ärgerlich fort. »Ich hatte angenommen, dass er persönlich zu mir kommt!«, sagte er. »Ich hatte erwartet, dass er die Hand über die aussätzige Haut ausstrecken, den Namen des Herrn, seines Gottes, anrufen und mich heilen würde! 12 Sind der Abana und der Parpar in Damaskus denn nicht besser als alle Flüsse Israels? Warum kann ich mich nicht in ihnen waschen und geheilt werden?« Und er drehte sich um und ging zornig fort.

13 Seine Begleiter aber redeten ihm gut zu. »Herr«, sprachen sie zu ihm, »wenn der Prophet etwas Großes von dir verlangt hätte, hättest du es dann nicht getan? Wie viel eher solltest du ihm gehorchen, wenn er dich nur auffordert: `Bade dich, damit du wieder gesund wirst!´«

14 Also ging Naaman hinab an den Jordan und tauchte sich sieben Mal unter, wie der Mann Gottes es ihm befohlen hatte. Da wurde seine Haut so gesund wie die eines kleinen Kindes und er war geheilt. 15 Daraufhin kehrten Naaman und sein ganzes Gefolge zu dem Mann Gottes zurück. Als er vor ihm stand, sagte Naaman: »Ich weiß jetzt, dass es keinen Gott auf der Welt gibt außer in Israel. (2. Könige 5)

Schwester Klara / pixelio.de

Namaan hatte sich seine Heilung ein bisschen anders vorgestellt. Durch seinen Ungehorsam hätte er fast ein riesiges Wunder verpasst. Ich habe auch manchmal genaue Vorstellungen, wie ein Gebet erhört werden soll. Aber Gott sagt:

 8»Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken«, sagt der Herr, »und meine Wege sind nicht eure Wege. 9 Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so viel höher stehen meine Wege über euren Wegen und meine Gedanken über euren Gedanken. (Jesaja 55,9)

Vielleicht bittest du Gott auch immer nur in eine Richtung, zum Beispiel, dass du den tollen Ausbildungsplatz bekommst, aber vielleicht hat Gott andere Pläne. Ein Mädchen aus dem Jugendkreis, den ich geleitet habe, wollte sich für ein Musikstudium bewerben. Sie kann total gut singen und Klavier spielen. Dann wurde sie krank, sodass sie nicht singen konnte. Sie betete auch, dass sie wieder gesund werden würde, damit sie die Aufnahmeprüfung zum Studium bestehen würde. Aber es klappte nicht. Gott sagte quasi „nein!“. Ziemlich kurzfristig musste sie sich dann nach einer Alternative umschauen.  Sie begann ein Jahrespraktikum in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und stellte in diesem Jahr fest, dass dies genau der Ort ist, an dem sie arbeiten möchte. Hätte Gott nicht „nein“ gesagt, würde sie nun vielleicht Musik studieren, aber das war nicht der Weg, den Gott für sie vorgesehen hatte. Er hatte bessere Pläne mit ihr.

5. Mutmacher werden

Wenn ich davon spreche, dass Gott redet, dann ist das nicht immer so wie bei Naaman, wo ein Prophet zu dir kommt und sagt: „Gott hat mir gesagt: Mach das und das!“ Gott hat viele Arten, um zu uns Menschen zu reden. Manchmal spricht er durch Personen, manchmal durch Bibeltexte, manchmal durch Lieder, manchmal durch Predigten, manchmal durch Nachdenken, manchmal durch Dinge, die geschehen, manchmal durch die Natur usw. – manchmal laut, manchmal leise. Ich bin überzeugt davon, dass Gott heute noch Arten redet, weil ich das erlebt habe.

Ich hoffe und wünsche dir, dass du das auch erlebst. Und wenn das so ist, dann können wir uns gegenseitig ermutigen: von Gebetserhörungen erzählen, uns gegenseitig stärken. Deswegen ist es auch so wichtig, dass wir regelmäßig Austausch mit anderen Christen haben. Wenn wir gerade in einem Tief sind, ermutigt es uns, wenn wir merken, dass Gott an anderer Stelle aber gerade wirkt. Damit wir uns gegenseitig ermutigen können, müssen wir aber auch einerseits erstmal Gottes Wirken in unserem Leben wahrnehmen und andererseits auch davon weitererzählen!!! Mir persönlich hilft es, Gebetsanliegen aufzuschreiben, oder auch, wenn ich etwas Besonders mit Gott erlebt habe. So kann ich einerseits anderen besser davon erzählen und andererseits kann ich noch mal in das Buch rein schauen, wenn ich gerade entmutigt bin. Aber du weißt ja: Schreiben mag ich sowieso. Was ist dein Kommunikationsweg?

Foto von Oladimeji Ajegbile / Pexels.com

Darum ging’s – kurzgefasst

Manchmal haben wir das Gefühl, Gott würde schweigen. Lasst uns aber statt auf unsere Gefühle zu vertrauen, lieber den Zusagen Gottes vertrauen. Da helfen mir (und vielleicht auch bald dir!?) folgende Sachen:

  1. Lies in der Bibel (man kann sie sich auch vorlesen lassen, z.B. mit der YouVersion Bibel-App) & lass dir von Gott immer wieder die Versprechen geben, dass er Gebete erhört. Lies Geschichten über Menschen, die mit Gott durch dick & dünn gegangen sind.
  2. Versuch mal, christliche Lieder zu hören und vielleicht auch mitzusingen.
  3. Lerne warten! Manchmal steht die Ampel noch auf gelb, statt auf grün.
  4. Sei offen für die Pläne Gottes. Denke daran, dass Gottes Pläne und Gedanken größer sind als unsere!
  5. Lasst uns uns gegenseitig ermutigen! Erzählt doch mal von euren Gebets-Erlebnissen!

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