Was Martha Maria voraus hatte – Zwei Charaktere

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Kennst du Maria und Martha, die Freundinnen von Jesus? Ziemlich bekannt ist die Geschichte, in der Jesus bei den beiden zu Besuch ist. Martha wuselt als in der Küche rum und ist saure auf Maria, weil die nur bei Jesus sitzt und ihm zuhört. Martha kommt bei der Geschichte ziemlich schlecht weg (das könnt ihr in der Bibel, in Lukas 10,38ff nachlesen).

Ich habe mich vor einiger Zeit ziemlich gewundert, als ich mir die beiden in einem anderen Zusammenhang angeschaut habe, als in der Geschichte, in der Martha irgendwie immer die Doofe ist. Es geht um die Geschichte, in der Lazarus, der Bruder von Maria und Martha krank wird. Ich habe rund um diese Geschichte viele Kleinigkeiten entdeckt, die ich wirklich erstaunlich fand, weil sie mich auf so viele Arten für meinen Alltag stärken:

Sterben?

Ich erzähle dir kurz, was passiert (genauer nachlesen kannst du die Geschichte in Johannes 11)

Jesus war, als er zuletzt in Jerusalem gewesen war, fast gesteinigt worden, weil den Leuten, die dort was zu sagen hatten, nicht gefiel, was er erzählte und tat. Jesus war also mit seinen Jüngern in eine andere Gegend gegangen, mindestens 40km weit entfernt. Nun bekam Jesus die Nachricht, dass ihr Freund, Lazarus, im Sterben lag. Er wohnte in Betanien, was nur 2,8 km von Jerusalem entfernt war. Zu seiner trauernden Familie zu gehen würde also lebensgefährlich für Jesus sein. Trotzdem ging er, schon mit folgender Ankündigung: „Lazarus‘ Krankheit wird nicht zum Tode führen; sie dient vielmehr der Verherrlichung Gottes. Der Sohn Gottes wird durch sie verherrlicht werden.“ (Johannes 11,4). Thomas, einer der Jünger sagte etwas zynisch: „Wir wollen mitgehen – und mit ihm sterben.“ (Johannes 11,16). So gingen sie los, aber erst zwei Tage nachdem sie die Nachricht erhalten hatten. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht musste er das erst noch mit Gott ausmachen, vielleicht musste Zeit vergehen, damit das Wunder am Ende umso größer war?

Die Jünger denken mal wieder in ihren Kategorien: gefährlich, ungefährlich, sicher und unsicher, usw. Wieder mal hat Gott aber einen größeren und besseren Plan für ihr Leben.

Martha

Und wieder mal handeln die beiden Schwestern Martha und Maria so ganz unterschiedlich. Sie hatten Jesus über den Zustand Lazarus‘ informiert. Nun war er schon vier Tage tot. „Als Martha erfuhr, dass Jesus auf dem Weg zu ihnen war, eilte sie ihm entgegen. Maria aber blieb im Haus.“ (Johannes 11,20). Hier begegnen uns wieder die beiden unterschiedlichen Charaktere, wie wir sie kennen: Maria kümmert sich um die Leute in ihrem Haus, in dem sie mit ihnen redet. Martha will irgendetwas tun, produktiv sein. Da das Angesichts des Todes ihres Bruders aber kaum möglich war, tut sie das einzige, was für sie Sinn ergibt: Sie läuft Jesus entgegen. Nun geht es interessant weiter:

20 Als Marta hörte, dass Jesus auf dem Weg zu ihnen war, lief sie ihm entgegen. Maria blieb im Haus. 21 „Herr“, sagte Marta zu Jesus, „wenn du hier gewesen wärst, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. 22 Aber ich weiß, dass Gott dir auch jetzt keine Bitte abschlagen wird.“ 23 „Dein Bruder wird auferstehen!“, sagte Jesus zu ihr. 24 „Ich weiß, dass er auferstehen wird“, entgegnete Marta, „bei der Auferstehung an jenem letzten Tag.“ 25 Da sagte Jesus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. 26 Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben. Glaubst du das?“ 27 „Ja, Herr!“, antwortete sie, „ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.“ 28 Danach ging sie weg, um ihre Schwester Maria zu holen. „Der Rabbi ist da!“, sagte sie unbemerkt zu ihr. „Er will dich sehen!“

Martha läuft Jesus entgegen. Sie tut etwas, setzt sich in Bewegung – obwohl zu Hause viele Leute sind, die ihr ihr Beileid aussprechen wollen. Ich glaube, dass es immer das Beste ist, was wir tun können, auch wenn das Haus noch so voller Leute ist. Martha geht zu Jesus. Wir haben es da heute leichter, wir müssen nicht erst zu ihm laufen, höchstens im übertragenen Sinne – uns abschotten von dem, was zwischen ihm und uns liegt. Wir können zu Jesus kommen und ihm unser Leid klagen.

Martha sagt:

„Herr, wärst du hier gewesen, wäre mein Bruder nicht gestorben ABER auch so weiß ich, Gott wird dir alles geben, was auch immer du ihn bittest.“ (Johannes 11,21f)

Martha weiß um die große Kraft Jesu. Sie hat ein ermutigendes Gespräch mit Jesus. Am Ende hat sie es ausgesprochen: Jesus ist der Christus, der schon im Alten Testament verheißen und angekündigt wird, der Sohn Gottes, der Auferstehung und Leben bringt. Martha reicht dieses Gespräch, sie ist getröstet und findet Frieden über die Situation, dass ihr Bruder nun tot ist. Sie holt Maria, damit auch sie Jesus begegnet und Frieden über die Situation findet (so denke ich zumindest).

Maria

29 Da stand Maria sofort auf und lief ihm entgegen. 30 Jesus war noch nicht ins Dorf hineingekommen. Er war immer noch an der Stelle, wo Marta ihn getroffen hatte. 31 Die Juden, die bei Maria im Haus gewesen waren, um sie zu trösten, sahen, wie sie plötzlich aufstand und hinausging. Sie dachten, sie wolle zur Gruft gehen, um dort zu weinen, und folgten ihr. 32 Als Maria nun an die Stelle kam, wo Jesus war, warf sie sich ihm zu Füßen und sagte: „Herr, wenn du hier gewesen wärst, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.“

Auf Aufforderung hin geht nun auch Maria los. Die Leute folgen ihr. Maria wirft sich nieder und spricht Jesus an, sie formuliert genau die gleichen Worte wie Martha: „Wenn du hier gewesen wärst, dann wäre mein Bruder nicht gestorben“, mit dem einen Unterschied, dass bei Maria kein „Aber“ kommt. Sie scheint keine Hoffnung mehr zu haben. Es ist vorbei, mit dem Tod ist alles aus. Jesus leidet mit – nicht nur, weil sein Freund gestorben ist, sondern auch mit jedem einzelnen der Trauernden.  Er ist erschüttert und als sie zum Grab gehen, da kann ich mir vorstellen, wie er mit seinem Vater im Himmel geredet und gerungen hat.

The same power that conquered the grave lives in me

Dann geschieht das Unglaubliche: Einer, der begraben und seit vier Tagen tot ist, kommt nun aus dem Grab. Jesus ist stärker als der Tod. Auf dieses Wunder hin werden einige, die das Ganze gesehen haben, zu Nachfolgern. Andere rennen zu den Pharisäern und petzen – immer was zu meckern.

Maria hatte ihr Hoffnung zusammen mit Lazarus begraben. Wenn Jesus da gewesen wäre, ja, dann hätte er noch etwas bewirken können. Aber Jesus zeigt durch dieses Wunder, dass er stärker ist, sogar stärker als der Tod. Ich glaube fest daran, dass diese Geschichte tatsächlich so passiert ist. Das Johannesevangelium wird spätestens auf 85-90 n. Christus datiert. Das bedeutet, dass die Menschen, die das miterlebt haben, oder zumindest ihre Kinder, auch teilweise noch lebten. Sie hätten leicht Einspruch dagegen erheben können. Diese Kraft, die in Jesus steckt, ist heute noch lebendig und Gott will durch den Heiligen Geist in uns wirken.

Das kommt in diesem Lied auch zur Geltung:

Wir Menschen sind unterschiedlich und wir gehen unterschiedlich mit krassen Situationen um. Ich bewundere Martha, dass sie Hoffnung hat, obwohl Lazarus schon vier Tage begraben ist. Ich bewundere sie dafür, dass sie Jesus entgegen aller Vernunft sagt: „Ich weiß, dass Gott dir auch jetzt keine Bitte abschlagen wird“. Lasst uns ein Beispiel an ihr nehmen und ebenso vertrauen, ebenso an das Unmögliche glauben. Gott hat gute Pläne für uns und unser Leben. Nicht immer endet es so, dass ein Toter aufersteht, aber immer wird es zum Besten werden, wenn wir unseren Weg mit ihm gehen. Ich will daran festhalten und euch ermutigen, das auch zu tun.

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