Tot oder lebendig? – Womit ich nicht gerechnet habe

Morgen wird der Osterweg abgebaut. Viele Leute habe ich gefragt, was ihre Lieblingsstation war. Das Tippi mit dem gemeinsamen Picknick und den Fragen zur Gastfreundschaft war hoch im Kurs.

Aber ich mochte eine andere Station noch ein kleines bisschen mehr: die Station im Krater. Etwas versteckt, aber nur wenige Meter vom Gehweg entfernt kommt man an den unteren Teil eines Kraters. Wie durch eine Schleuse läuft man hinein und erst von innen kann man alles sehen: rechts das Stationsschild mit den jubelnden Jüngern, daneben eine durchsichtige Kiste mit Stiften und Papier. Wenn man sich dann noch etwas mehr umschaut, sieht man ihn: hoch oben, am oberen Ende des Kraters steht eine Figur. Sie hat weit geöffnete Arme und wird von hinten von der Sonne angestrahlt. Durch die Wunden in Händen und der Seite fällt etwas Licht.

Es ist Jesus. Jesus – der, dem sie nachgefolgt sind. Drei Jahre, bis die große Enttäuschung kam. Jesus, dem ich nachgefolgt bin, viele Jahre. Auch in meiner Glaubensreise gab es enttäuschte Momente. Ob das alles nicht doch nur ein Hirngespinst ist. Oder ob ich nur glaube, weil ich es von klein auf gelernt habe. Aber so, wie ich den vielen Menschen, mit denen ich den Osterweg gegangen bin, versichert habe: „Diesem Jesus können wir heute noch begegnen!“, so begegnete er mir an dieser Stelle immer wieder.

In der kleinen Schatzkiste hat sich mit der Zeit ein ganzer Bund mit Erlebnissen von Besucher:innen mit Jesus angesammelt. Viele haben aufgeschrieben und aufgemalt, was sie mit Jesus erlebt haben und das ermutigt mich. Und dann erinnere ich mich daran, was ich schon alles mit diesem verrückten göttlichen Typen erlebt habe.

Wenn man sich noch eine Weile in dem Krater aufhält, so gibt es noch etwas zu entdecken: Zuerst, beim Aufhängen der Schilder, empfand ich ihn als störend: ein handbreiter, umgestürzter Baum, der quer durch den Krater ragt. Mein Versuch, ihn wegzuziehen scheiterte. Obwohl ca 90 Prozent der Wurzeln aus der Erde ragten, war er nicht weg zu bekommen. Also ließ ich ihn liegen. Und dann, als ich das nächste und übernächste Mal dort war, entdeckte ich kleine Keimlinge. Diese wurden von Besuch zu Besuch immer größer, bis der umgefallene Baum schließlich vollständig erblühte. ‚Was ein starkes Zeichen!‘, dachte ich bei mir selbst. Dieser totgeglaubte Baum ist noch voller Leben. Und das an ebender Station, an der es genau darum geht, das der totgeglaubte Retter lebt!

Nach Aufbau des Weges scheint der Baum in der Mitte dort tot zu liegen.
Und auf einmal trägt er kleine Blüten.

Da ist diese Hoffnung, dass Dinge wieder aufblühen, wo ich nur totes Holz sehe. Es gibt Hoffnung, dass da ein Gott ist, der wirkt und der sich uns zeigt. Es gibt Grund zur Hoffnung, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, sondern im Gegenteil: dass das Beste noch kommt.

Was ich mich noch frage, ist: wenn Jesus die Wunden seiner Kreuzigung noch nach der Auferstehung trug, werde ich meine auch noch tragen?

PS: Dieser Text und die Bilder sind schon vor zwei Jahren entstanden.

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