„Kannst du für mich beten?“, mit diesen Worten kam heute Vormittag eine Frau auf mich zu. Wir kennen uns vom Sehen, aber ich wusste nicht mal ihren Namen. Sie hätte beim Gottesdienst das Gefühl gehabt, dass sie für sich beten lassen sollte und dabei ein Bild von mir in ihrem Kopf gehabt. „Dabei trägst du gar kein Bändchen.“ (Ich gehöre nicht zum Gebetsteam.) „Na klar bete ich für dich“, war meine verdutzte aber spontane Reaktion.
Das habe ich dann gemacht, nachdem wir uns in eine Ecke verzogen hatten und sie einen mini kleinen Ausschnitt ihrer letzten Monate erzählte. „Ganz schön mutig!“, sagte ich später zu ihr. – „Ja, ich hatte gebetet, dass ich es nur mache, wenn es jetzt nicht schwer ist, zu fragen. Und als ich rauskam, habe ich dich sofort gesehen.“ „Und ich dich“, vervollständigte ich. Unglaublich.
Und so bete und hoffe ich, dass mein Senfkornglaube ausreicht. Dass Gott in ihrem Leben wirkt und eingreift und sie spürt und merkt: sie ist nicht alleine. Und von Herzen wünsche ich ihr Gesundheit, die ihr so gut tun würde, nach Wochen und Monaten, in denen es ihr nicht gut ging. Gott, stehe ihr bei!
Und irgendwie kann ich es nicht fassen, dass ausgerechnet ich, die ich ermüdet bin vom Beten für meinen eigenen Zustand, halb akzeptierend, dass manches nicht ideal ist und halb fragend, ob völlige Heilung nicht auch drin wäre, jetzt für sie beten soll. Ich, mit meinem Glauben, so groß wie ein Senfkorn.
Aber hat Jesus nicht gesagt: „Wenn euer Glaube nur so groß wäre, wie ein Senfkorn, dann könntet ihr Berge versetzen!“? (Matthäus 17,20)