Der November steht vor der Türe. Er ist neben Januar und Februar einer der Monate, der auf der Beliebtheitsskala bei mir ganz unten steht. Irgendwie ist er schwer, mit Toten- und Ewigkeitssonntag, dem Multigedenktag am 09.11. und zwischendrin noch Volkstrauertag bzw. dem Gedenktag für verfolgte Christen. Und das Wetter ist meist ja ebenso trüb wie all die Gedanken zu diesen Themen. Schwer und dunkel.
Bewusst Novembern
Aber auch diese Phase gehört zum Jahr dazu. Auch der Tod gehört zum Leben dazu. Die Wichtigkeit, sich dessen zu Lebzeiten bewusst zu sein, habe ich an sehr unterschiedlichen Stellen gelesen: In mehreren Büchern wurde betont, wie wertvoll es ist, das Leben in dem Bewusstsein zu leben, dass es begrenzt ist. (Unter anderem in dem Buch 4000 Wochen von Oliver Burkeman, in „Das Café am Rande der Welt“ von John Strelecky und ebenso in etlichen Bibelstellen.) Mein Vorsatz also: Bewusst Novembern. Nicht Weihnachten vorziehen, weil ich die Dunkelheit nicht ertragen kann. Sondern die Dunkelheit umarmen und schauen, was sie mir zu bieten hat.
Daniela Albert lädt seit ein paar Jahren dazu ein, unter dem Hashtag #bewusstnovembern Gedanken hierzu zu teilen. Die Wochen bis zum Advent hat sie unter fünf Überschriften gestellt, die als Leitfaden dienen können. In diesem Jahr steht alles unter dem Wort „himmelwärts“. Los geht es mit dem Motto „himmelwärts träumen“.
himmelwärts träumen
Träumen – da bin ich ganz in meinem Element. Wenn ich Zeit/Gelegenheit zum Träumen habe, dann geht es mir besser. Immer wieder kommt es vor, dass ich irgendwo sitze, ins Leere schaue und nichts um mich herum wahrnehme. Es ist ein Segen, sich so in seine Gedanken vertiefen zu können, alles auszublenden und die Gedanken schweifen zu lassen oder intensiv über etwas nachzudenken. Ich denke gerne nach und wie du bestimmt schon mitbekommen hast, sortiere ich beim Schreiben dann gerne meine Gedanken. Wenn eins von beidem zu kurz kommt, fühle ich mich oft gestresst.
Wenn ich träume, dann denke ich oftmals über etwas nach. Etwas, das mich gerade beschäftigt, ärgert, bewegt, traurig macht, freut oder was ich (noch) nicht verstehe. Himmelwärts träumen bedeutet für mich, den Fokus nicht auf mein kleines Leben zu legen, sondern die Perspektive zu ändern. Das zu tun, ist unglaublich befreiend und nimmt so viel Druck: Wenn ich mir zum Beispiel bewusst mache, wie groß all das da draußen ist und wie klein ich bin. Oder wenn ich mir die Frage stelle, was Jesus wohl über mich sagen würde, wenn er mir ganz direkt Rückmeldung zu meinem Handeln geben würde. Ich stelle mir vor, wie er sich zu mir hinunterbeugt und sagt: „Hey, Judith. Schau mal. So sehe ich das…“ Und zwar ziemlich liebevoll und gleichzeitig als einer, der Ungerechtigkeit hasst.
Ein Alptraum!
Vielleicht sind es auch ebendiese Ungerechtigkeiten um mich herum oder in mir drin, die dafür gesorgt haben, dass auch das himmelwärts träumen in der Nacht ziemlich erstrebenswert klingt. Denn diese Träume waren in letzter Zeit ganz schön heftig. Ich habe zum Beispiel geträumt, dass wir einen üblen Wasserschaden haben, dass unsere Nachbarn in unserem Haus wieder ausziehen, weil wir uns nicht ordentlich um ihre Anliegen gekümmert haben, von plötzlich kaputten Beziehungen und blamablen Situationen auf der Arbeit. Einmal auch von Blindschleichen, die unter meiner Haut gewohnt haben und die ich herausgezogen habe. Also: Von himmelwärts keine Spur. Da war alles auf mein Krisen-Karussell, meine Ängste, Bedenken, Sorgen ausgerichtet.
Ruhe finden
Da frage ich mich: Warum eigentlich bete ich so selten für all diese Dinge? Wenn sie mir doch so auf der Seele brenne, dass sie mich im Schlaf einholen? Warum lege ich all das nicht Jesus vor die Füße, dass er sich das Dilemma mit mir anschaut. Und dann vielleicht was Schlaues sagt. Oder mit mir darüber weint. Oder mal richtig sauer wird und vor lauter Wut Tische umschmeißt. (Kurze Randbemerkung: Das war doch immer eine meiner liebsten Ostergarten-Geschichten: Jesus ist so richtig zornig im Tempel und schmeißt und brüllt. Das erinnert mich daran, dass Wut völlig okay ist. Nachlesen kannst du die Geschichte hier.)
Jesus sagt:
28»Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid! Ich will euch Ruhe schenken.29Nehmt das Joch auf euch, das ich euch gebe. Lernt von mir: Ich meine es gut mit euch und sehe auf niemanden herab. Dann werden eure Seelen Ruhe finden. 30Denn mein Joch ist leicht. Und was ich euch zu tragen gebe, ist keine Last.«
Bibel, Matthäus 11,28-30 (Basisbibel)
Oh wie sehne ich mich genau danach. Und viele um mich herum auch. Also: Bewusst novembern. Die Perspektive verändern (lassen). Andere dazu einladen, das auch zu tun. Und himmelwärts träumen. Machst du mit?
Mitmachen erwünscht
Übrigens: Die #bewusstnovembern-Aktion von Daniela Albert lebt davon, dass viele mitmachen und Gedanken/Storys/Fotos/Worte teilen. Das kannst du auf Instagram machen, gerne aber auch hier in der Kommentarspalte. Was sind deine Gedanken zu „bewusst novembern“ und „himmelwärts träumen“?
Liebe Judith. Vielen Dank für die mutmachenden Worte und Impulse und den persönlichen Einblick in deine Gedankenwelt. Ich mag den November auch nicht, werde aber auch versuchen, positiv zu „novembern“. In diesem Sinne wünsche ich dir weiterhin so gute Impulse von Gott , die du mit uns teilen kannst. Diese Gabe ist ein Geschenk!
Danke, liebe Ina! 🙂
Diese Woche ist übrigens das Motto: Himmelwärts schreien.